Was ist ein Mantra?
Wörtlich übersetzt bedeutet Mantra: „das, was denjenigen beschützt, der es erhalten hat“. Traditionellerweise wird ein Mantra von einem Lehrer an einen Schüler gegeben. Wiederholt dieser sein oder ihr Mantra und ist sich seiner tiefen Bedeutung bewusst, kann die Wirkung des Mantras tief und erfüllend sein.
Es gibt viele verschiedene Mantras mit unterschiedlichen Wirkungen. Es gibt zum Beispiel Mantren für die Meditation, längere Mantren für die Rezitation, Mantren für jede Art von Yoga, im Bhakti Yoga werden Mantren zum Beispiel gesungen.
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Während meiner eigenen Yogapraxis nutze ich gern ein Mantra, um meinen inneren Denker zu beruhigen und mich einfacher konzentrieren zu können. Dafür habe ich ein kurzes einfaches Mantra gewählt, mit dem ich gut atmen kann.
Dieses „Auswählen“ geschieht mit Hilfe der Intuition. Ein Mantra muss mich berühren und in mir etwas zum Klingen bringen.
Zusätzlich zur Meditation kann man das Mantra auch den ganzen Tag wiederholen, wenn der Geist nicht mit etwas Anderem beschäftigt ist bzw. um den Geist von negativen Gedanken zu befreien.
Um die volle Wirkung zu entfalten, sollte das Mantra jeden Tag mindestens 20-40 Minuten in der Meditation wiederholt werden. Man kann das Mantra geistig oder laut wiederholen.
Wie wirken Mantren?
Die magischen Worte wurden vor Jahrtausenden von tief meditierenden Rishis, den indischen Weisen, empfangen. Um Mantren zu singen oder zu rezitieren, musst du kein Sanskrit studiert haben. Das Nachdenken über die Bedeutung der Silben ist eigentlich nur zweitrangig, denn Mantren wirken nicht auf der „Denk-Ebene”.
Um die energetischen Wirkungen der Mantren zu aktivieren, ist vor allen Dingen bewusste Hingabe wichtig. Durch die ständige Wiederholung in einem bestimmten Rhythmus entstehen Klang-Schwingungen, die auf die gesamte Atmosphäre wirken. Diese kraftspendenden und heilsamen Energien durchdringen unseren gesamten Körper bis in unsere Seele, wo wir sie einfach nur erfahren dürfen.
Ich stelle dir jetzt ein paar Mantren aus dem Hinduismus vor, die wir vorzugsweise im Hatha Yoga nutzen. Natürlich kannst du auch ein Mantra aus deinem vertrauten Kulturkreis und vertrauter Sprache nutzen, wie zum Beispiel „Amen“, „Ruhe und Frieden“, „Liebe und Harmonie“ etc.
Abstrakte Mantren
OM-Mantra
Om ist das bekannteste und wichtigste Mantra im Yoga und wird schon seit Jahrtausenden im Buddhismus und Hinduismus als Symbol für das Göttliche verwendet. Die heilige Silbe setzt sich aus den drei Buchstaben AUM zusammen und repräsentiert so die Dreieinigkeit universeller Prinzipien wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder die drei Hauptgötter im Hinduismus, Vishnu, Shiva und Brahma. Der Klang des Om beschreibt den Urklang des Universums und bewirkt eine harmonische Schwingung, die den Körper spürbar vom Bauch bis zum Scheitel durchdringt. In fast allen Yoga-Stilen wird das Om am Anfang und Ende der Yogastunde gesungen, um sich zu zentrieren und innere Ruhe und Harmonie herzustellen.
Soham
“Ich bin Das”, oder “Ich bin, der ich bin”. Ich bin weder Körper noch Geist. Ich bin das unsterbliche Selbst.
Mantren mit männlichen Aspekten
Siva – „Om Namah Shivaya“
Shiva repräsentiert die universelle Kraft der Zerstörung, in der alles Sein endet und von der es wieder beginnt. Er repräsentiert damit die Transformation unserer niederen Natur in göttliche Energie. Dieses Mantra ist besonders geeignet für eher introvertierte Menschen, die sich zur Meditation in der Einsamkeit hingezogen fühlen. „Shiva“ heißt wörtlich „der Liebevolle, der Gütige“.
Vishnu – „Om Namo Narayanaya“
In der Mythologie ist Vishnu der Erhalter des Universums. Er repräsentiert die Kräfte von Güte, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Dieses Mantra ist besonders geeignet für Menschen, die den Zustand der Welt verbessern wollen, eine beschützende, helfende Natur haben und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. „Narayana“ heißt „der im Herzen aller wohnt“.
Krishna – „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“
In der Mythologie ist Krishna die achte Inkarnation Vishnus. Sein Ziel war es, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Krishna repräsentiert Freude, Heiterkeit und das Sehen von Gott in Allem. Er war auch der Lehrer der Bhagavad Gita. Dieses Mantra ist besonders geeignet für lebensfrohe und/oder hingebungsvolle Menschen. „Vasudeva“ heißt „Das Licht aller Geschöpfe“.
Ganesha – „Om Gam Ganapataye Namaha“
„Ganesha“ heißt wörtlich „Herr aller Engelwesen“. Ganesha hilft, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen für einen immer wieder neuen, guten Anfang. Er verkörpert auch die höchste Weisheit. Wer dieses Mantra rezitiert, kann spüren, dass er immer die Kraft hat, zu tun, was nötig ist, und dass die Ganesha-Energie als Lichtenergie in diese Welt durch ihn hindurch strömen will. Er sieht alles in der Welt als Aufgabe von Ganesha, an der er wächst. Ganesha will ihn zur höchsten Weisheit, Erkenntnis und Verwirklichung führen.
Mantren mit weiblichen Aspekten
Saraswati – „Om Aim Saraswatyai Namah“
In der Mythologie ist Saraswati die Göttin von Beredsamkeit, Weisheit, Gelehrsamkeit, Musik und schönen Künsten. Künstlerische und kreative Menschen werden gewöhnlich von diesem Mantra angezogen.
Lakshmi – „Om Sri Maha Lakshmyai Namah“
Lakshmi ist die Göttin von Schönheit, Fülle und Reichtum. Wie eine Mutter gibt sie alles, was die Lebewesen auf der Erde brauchen. Auf der spirituellen Ebene repräsentiert sie die Ansammlung von positiven Charaktereigenschaften sowie von Prana. Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott (die Göttin) auch in der Schönheit des manifesten Universums sehen, sowie solchen, die im Geben und Aufopfern für andere den Sinn ihres Lebens sehen.
Durga – „Om Sri Durgayai Namah“
Durga repräsentiert das Ideal der mütterlichen Liebe. Durga wird reitend auf einem Tiger dargestellt, lächelnd und mit verschiedenen Waffen in den Händen. Dies symbolisiert, daß sie ihre Kinder beschützt, sie aber auch erzieht und zurechtweist, wenn nötig. Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott als Mutter sehen oder selbst ein mütterliches Temperament haben.
(Texte von Yoga Vidya, Christiane Eitle, Bettina Heinrich)